Vorwort Lehrobjekte

Gudrun Gersmann

Rechtzeitig zum 100-jährigen Gründungsjubiläum der neuen Universität zu Köln möchten wir mit „Wallrafs Objekten“ an die Spätphase der alten Kölner Universität und einen ihrer prominentesten Vertreter erinnern. Ferdinand Franz Wallraf, Gelehrter, Kunstsammler, Stadtreformer und letzter gewählter Rektor der alten Universität, die im Jahre 1798 von den Franzosen geschlossen wurde, hatte schon in den 1770er Jahren mit dem Aufbau einer umfangreichen Kunst- und Mineraliensammlung begonnen, die bis zu seinem Tod im Jahre 1824 zu einem Konvolut von 80.000 Einzelstücken heranwachsen sollte. Wallrafs Wunsch, die Einheit seiner Sammlung über die Zeiten hinweg zu wahren, konnte allerdings nicht erfüllt werden: Sofern die Sammlungsstücke die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs überhaupt überlebt haben, liegen sie heute in verschiedenen Kultureinrichtungen der Stadt Köln und sind der Öffentlichkeit vielfach gar nicht zugänglich.

Bewusst haben wir uns auch in Bezug auf Wallrafs Objekte vor 1800 für eine digitale Präsentation entschieden: Das Medium erlaubt die virtuelle Zusammenführung von Sammlungsobjekten, die in physisch-materieller Form längst zerstreut sind. Mit dem visuellen Einstieg möchten wir Ihnen einen ersten Eindruck von der Zusammensetzung des frühen Wallraf'schen Sammlungsgefüges vermitteln. Die jeweiligen Objekte haben wir kontextualisiert und soweit recherchierbar mit ergänzenden Informationen, Metadaten und Quellenbezügen angereichert.

Die Objektrecherchen haben ergeben, dass wir weder Vollständigkeit noch 100%ige Sicherheit bei der Zuschreibung bieten können. So reizvoll eine tatsächliche Rekonstruktion der Sammlung auch wäre, die Umsetzung eines solchen Vorhabens wäre von einem Lehrstuhl alleine nicht zu leisten. Hinzu kommt auch, dass Ferdinand Franz Wallrat selbst sich schon Zeit seines Lebens mit der Dokumentation seiner Sammlung schwergetan hat. Mehrere Anläufe scheiterten, ein vollständiges Inventar entstand erst nach seinem Tod. Auch ist sein Nachlass an Korrespondenzen, Rechnungen und Quittungen aus der Zeit vor 1800, in der er als Lehrer, Professor und Rektor aktiv war, nur eingeschränkt vorhanden. Die wenigen erhaltenen Briefe aus dem 18. Jahrhundert würden „Inseln in einem Meer der Leere“ gleichen, konstatierte zu Recht der Archivar Joachim Deeters, der für das Historische Archiv Köln den Nachlass Wallrafs geordnet und verzeichnet hat. [1]

Um dennoch die Vielfältigkeit seiner frühen Sammlung zu veranschaulichen, stellen wir Ihnen auf der Startseite eine Auswahl von Objekten vor, die die „großen Linien“ des Wallrafschen Sammlungsinteresses repräsentieren. Auf der Rückseite der Objektkarten wird angezeigt, ob es sich um ein Stellvertreter-Objekt oder ein tatsächliches Exemplar seiner Sammlung handelt. Auf einer zweiten Präsentationsebene zeigen wir weitere Mineralien, die im Zuge der Recherchen in den Depots identifiziert wurden und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Wallrafs Sammlung gehörten.

Danksagungen

Ein besonderer Dank gilt unserer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Kim Opgenoorth für das große persönliche Engagement sowie die Ausdauer, mit der sie die Spuren der frühen Wallraf-Objekte verfolgt und auch deren digitale Präsentation umgesetzt hat. Ohne den Rat und die Hilfe vieler Kölner Expert*innen wäre dies nicht möglich gewesen. Wir bedanken uns daher herzlich bei Frau Dr. Christiane Hoffrath, der Dezernentin für Historische Bestände und Sammlungen, Bestandserhaltung und Digitalisierung an der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, die uns zu Einzelstücken aus Wallrafs Büchersammlung fachkundig beraten hat; bei Irene Brockhaus und Prof. Dr. Michael Bonkowski vom Institut für Zoologie im Department für Biologie der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, die uns einen Zugang zur Zoologischen Sammlung ermöglicht haben; bei Dr. Rolf Hollerbach, Leiter des Geomuseums der Universität Köln, der auf der Basis der Informationen, die Dr. des., Elisabeth Schläwe, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Lehrstuhls der Frühen Neuzeit bis Ende April 2019, in einzelnen Quellen gefunden hat, eigene Recherchen betrieben und Objekte aus Wallrafs Sammlung zusammengestellt hat. Last but not least gilt der Dank auch Christine Schmitt, Projektleiterin Wallraf digital, die die Umsetzung dieser digitalen Präsentation maßgeblich mit ihrem konzeptionellen und kreativen Input begleitet hat.
 

Anmerkungen

[1] Joachim Deeters, Der Nachlass Ferdinand Franz Wallraf (Best. 1105), Köln 1987, XIII.

Empfohlene Zitierweise
Gudrun Gersmann, Vorwort Lehrobjekte, aus: Gudrun Gersmann, Stefan Grohé (Hg.), Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) — Eine Spurensuche in Köln (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00001), in: mapublishing, 2019, Seitentitel: Vorwort (Datum des letzten Besuchs).