Exkurs: Ein Beispiel aus Wallrafs Bibliothek
Dominique Nadine Walraevens
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Zu Ferdinand Franz Wallrafs Sammlungen gehörte auch eine umfangreiche Bibliothek. Das hier vorgestellte Werk „Kurzgefaßte lateinische Sprachlehre oder Grammatik für die Schulen“
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Zunächst soll der Frage nachgegangen werden, wer Immanuel Johann Gerhard Scheller war. Geboren wurde er am 22. März 1735 in Ihlow, einem Dorf im heutigen Brandenburg, als jüngstes von neun Kindern. Benannt ist er nach seinem Vater Johann Gerhard Scheller, der fünf Jahre nach der Geburt seines Sohnes verstarb. Immanuels Mutter scheint daraufhin mit den Kindern mehrere Jahre von Ort zu Ort gezogen zu sein, bis sich die Familie 1747 in Eisenberg niederließ. Am dortigen Lyzeum erhielt Immanuel bis 1752 Unterricht und wechselte nach seinem Abschluss an die Thomasschule in Leipzig. Dort entdeckte man seine große Begabung für die lateinische Sprache.
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1761 nahm er eine Stelle als Rektor des Lyzeums in Lübben in der Niederlausitz an und arbeitete dort zehn Jahre. 1771 berief ihn der preußische Unterrichtsminister Karl Abraham Freiherr von Zedlitz (1731-1793)
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Schellers literarische Werke führten zu außergewöhnlichen Erfolgen.
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Bei der Ausgabe von Immanuel Schellers „Kurzgefaßte lateinische Sprachlehre oder Grammatik für die Schulen“
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Im weiteren Verlauf seiner Vorrede gibt Scheller an, dass sein Wörterbuch, welches er 1779 geschrieben hat, „durch die Bemühung geschickter Schullehrer und andrer Kenner in unzähliger Schüler Händen sich befindet.“
„Ich habe sie zuerst die fünf Declinationen hurtig lernen lassen, mit dem Deutschen es aber nicht zu genau genommen: dies geschah in drei bis höchstens sieben Tagen: hernach ließ ich bald Präpositionen dazu setzen, damit sie doch sähen, warum man declinierte, bald auch Adiectiva, und hier hörten sie erst, was ein Substantiv, was ein Adjectiv sei, hier hörten sie von den Gradibus, die ihnen durch das Deutsche erläutert wurden: declinieren ließ ich die Adiectiva bloß nach Substantivis […]. Darauf ließ ich sie hurtig die Konjugationen lernen; und auf die Formation Achtung geben: mit dem Deutschen nahm ichs nicht zu genau: dies nahm einige Tage, höchstens eine Woche weg. Nun ließ ich sie zusammen setzen […]. Nun schritt ich, nachdem der ganze Unterricht zwei, höchstens drei Wochen gedauert hatte, zu Uebersetzung eines lateinischen Aufsatzes […]. Und nun ließ ich erst recht declinieren und conjugiren […], und besonders ließ ich oft wiederholen.“
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Die gesamte Vorrede verdeutlicht, dass Scheller seine „Ausführliche lateinische Sprachlehre“ von 1779 als besser erachtet und die „Kurzgefaßte lateinische Sprachlehre“ nur auf Drängen der Lehrer geschrieben zu haben scheint.
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Das Inhaltsverzeichnis der „Kurzgefaßten lateinischen Sprachlehre“ macht deutlich, wie Scheller seine Sprachlehre gegliedert hat. Es gibt einen ersten und einen zweiten Teil, einen summarischen Inhalt sowie einen Anhang. Der erste Teil erstreckt sich über mehr als hundert Seiten und ist in verschiedene kleine Kapitel und Unterkapitel unterteilt. Seine Gesamtüberschrift lautet: „Von einzelnen Wörtern.“
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Ferdinand Franz Wallraf besaß wie erwähnt die Zweitausgabe von Immanuel Johann Schellers Werk „Kurzgefaßte lateinische Sprachlehre oder Grammatik für die Schulen“ aus dem Jahre 1786. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass auch er diese Ausgabe bevorzugte – ob für sich selbst oder seine Schüler muss dabei offen bleiben. Eventuell hat aber auch schlichtweg ein möglicher Preisunterschied zwischen der „Kurzgefaßten lateinischen Sprachlehre“ und der „Ausführlichen lateinischen Sprachlehre“ beim Erwerb den entscheidenden Ausschlag gegeben.
Anmerkungen
Empfohlene Zitierweise
Dominique Nadine Walraevens, Exkurs: Ein Beispiel aus Wallrafs Bibliothek, aus: Gudrun Gersmann, Stefan Grohé (Hg.), Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) — Eine Spurensuche in Köln (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00001), in: mapublishing, 2017, Seitentitel: Exkurs: Ein Beispiel aus Wallrafs Bibliothek (Datum des letzten Besuchs).