Zum Kölner Schulwesen der Preußenzeit oder der Weg zur neuen Universität
Thea Fiegenbaum
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Nach dem Einmarsch der alliierten Truppen in die Stadt Köln am 14. Januar 1814 wurde zwar eine Umwandlung der Kölner Sekundärschulen in ein Lycée beschlossen, diese jedoch nicht umgesetzt. [1] Stattdessen wurde mit demselben Lehrpersonal der bisherige Lehrplan fortgesetzt. Anstelle der französischen Sprache wurde nun das Deutsche bzw. das Lateinische verwendet. [2] Am 15. April 1815 kam Köln, ebenso wie die anderen zuvor ebenfalls französisch besetzten Städte und Landstriche, zu Preußen. An Ostern 1815 wurden hier die beiden Sekundärschulen aufgelöst und durch ein preußisches Gymnasium ersetzt. Es bestand aus vier Klassen und wurde durch zwei Vorbereitungskollegien im Norden und im Süden der Stadt ergänzt, die ebenfalls jeweils vierzügig waren. Auch hier wurde ein Großteil der ehemaligen Lehrer wieder eingesetzt. Organisator war Karl Friedrich August Grashof (1770-1841). [3] Er forderte vehement, jeglichem französischen Gedankengut abzuschwören und die Loyalität zum König von Preußen zu wahren. Das neue Gymnasium war jedoch keineswegs als Universitätsersatz gedacht. [4]
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Den Universitätswunsch vertraten neben Köln und Bonn auch weitere Städte. [5] Nach Abzug der Franzosen folgte nun eine weitere Hochphase der Auseinandersetzungen der rheinischen Nachbarn, die sich vor allem publizistisch niederschlugen. Gefärbt waren sie anfangs vor allem durch Lokalkolorit und Lokalpatriotismus. Außenstehende reagierten auf diese Rivalität der Rheinstädte nicht selten verständnislos. [6] Am 26. Mai 1818 fiel die Entscheidung zugunsten Bonns. [7]
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Nach der Entscheidung für die kleinere Nachbarstadt endeten in Köln zunächst alle konkreten Bemühungen, die Universität in der eigenen Stadt wieder zu errichten. [8] Heimbüchel nennt die Entscheidung zugunsten Bonns den „Endpunkt der Bestrebungen [Kölns], an der Tradition der alten Universität festzuhalten”. [9] Ein jahrzehntelang schwelender Streit ging damit 1818 vorläufig zu Ende. Die Stadt Köln widmete sich anderen Zielen und die Universitätsfrage wurde, abgesehen von finanziellen Fragen zu den Stiftungs- und Gymnasialfonds, vorerst ad acta gelegt. [10] Vielleicht, so vermutet Pabst, waren den Kölnern letztlich doch politische Selbstständigkeit und die Erhaltung des Stapelrechts wichtiger gewesen. [11] Den Kampf hatten nur einige wenige Kölner Bürger wie Wallraf oder Eberhard von Groote (1789-1864) gefochten. Deren Perspektive wiederum, so Pabst weiter, war durch Lokalstolz und historischen Anspruch zu eng begrenzt. [12]
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Die nächsten wichtigen Impulse für eine Kölner Hochschule gab es erst 1856 durch den Kölner Kaufmann und Präsidenten der Handelskammer Gustav Mevissen (1815-1899). [13] Man bemühte sich um das für die Westprovinzen vorgesehene Polytechnikum, um das neben Köln auch Aachen warb. Auf beiden Seiten erschienen Denkschriften, unter anderem von Mevissen, die zur Standortfrage Stellung bezogen. [14] Am Ende war dies aus Kölner Sicht erneut vergeblich, denn das Polytechnikum ging 1863 nach Aachen. [15] Mevissen lenkte sein Interesse nun eher auf den praktisch-kaufmännischen Bereich. Er strebte die Einrichtung einer höherstufigen Schule der Handelswissenschaft an, die nicht als eine der sogenannten „reinen“ Wissenschaften galt. [16] Dabei ging es ihm keinesfalls um die Wiedererrichtung oder das Anknüpfen an die verlorene alte Universität, sondern vielmehr um ein neues Hochschulkonzept. [17] Auch bildungstheoretisch strebte man in Köln nach einem Neubeginn. [18]
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1901 nahm in Köln die erste von der Stadt getragene selbstständige Handelshochschule den Lehrbetrieb auf. Nach Stremke geht sie auf ein Gutachten Wallrafs von 1786 zurück, in dem er die Einrichtung einer Handelsakademie für Kaufleute empfahl. Zudem formulierte er in seiner Antrittsvorlesung im November 1786 noch einmal diesen Wunsch. [19] Ermöglicht wurde sie nur durch ein beträchtliches Stiftungsvermögen Mevissens, das dieser schon 1879 zur Verfügung gestellt hatte. [20] Zur Jahrhundertwende erfolgte ein Aufschwung der angewandten bzw. praktischen Wissenschaften, wenngleich die Hochschulen neben den Universitäten weiterhin zweitrangig blieben. So war ihnen beispielsweise das Promotionsrecht verwehrt. [21]
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Die Neugründung der Universität in Köln erfolgte im Jahr 1919. Der seit Oktober 1917 amtierende Oberbürgermeister Konrad Adenauer (1876-1967) hatte den Bildungssektor zum politischen Thema gemacht. Er sah eine möglichst rasche Realisierung des Universitätsprojektes vor, insbesondere da man in Köln angesichts der bestehenden Universitäten in Bonn und Frankfurt um die Fortexistenz der eigenen Hochschuleinrichtungen bangte. [22] Auch sollte so, unter der veränderten Perspektive der Nachkriegszeit, die deutsche Position am Rhein gestärkt werden. [23] Nach ersten Plänen im Herbst 1917 folgten Verhandlungen mit den zuständigen Ministerien in Berlin. Im Mai 1919 unterzeichnete Adenauer schließlich den Vertrag mit der preußischen Staatsregierung über die Errichtung einer städtischen Universität zu Köln. [24]
Anmerkungen
[1] Klaus Pabst: Der Kölner Universitätsgedanke zwischen Französischer Revolution und Preußischer Reaktion (1794-1818), in: Bernd Heimbüchel / Ders. (Hg.): Kölner Universitätsgeschichte, Bd. 2: Das 19. und 20. Jahrhundert, Köln / Wien 1988, 1-99, hier: 64.
[2] Pabst: Kölner Universitätsgedanke (wie Anm. 1), 64.
[3] Pabst: Kölner Universitätsgedanke (wie Anm. 1), 64.
[4] Pabst: Kölner Universitätsgedanke (wie Anm. 1), 64.
[5] Dietrich Höroldt: Stadt und Universität. Rückblick aus Anlaß der 150 Jahr-Feier der Universität Bonn, Bonn 1969, 64.
[6] Pabst: Kölner Universitätsgedanke (wie Anm. 1), 72.
[7] Pabst: Kölner Universitätsgedanke (wie Anm. 1), 75.
[8] Erich Meuthen: Kleine Kölner Universitätsgeschichte, Köln 1998, 28. Online unter: http://www.portal.uni-koeln.de/universitaetsgeschichte.html (15.03.2017).
[9] Bernd Heimbüchel: Die neue Universität. Selbstverständnis – Idee und Verwirklichung, in: Ders. / Klaus Pabst (Hg.): Kölner Universitätsgeschichte, Bd. 2: Das 19. und 20. Jahrhundert, Köln / Wien 1988, 101-692, hier: 111.
[10] Pabst: Kölner Universitätsgedanke (wie Anm. 1), 75.
[11] Pabst: Kölner Universitätsgedanke (wie Anm. 1), 75.
[12] Pabst: Kölner Universitätsgedanke (wie Anm. 1), 75.
[13] Meuthen: Kleine Universitätsgeschichte (wie Anm. 8), 28. Zu Mevissens Aktivitäten sei hier verwiesen auf Heimbüchel: Neue Universität (wie Anm. 9), 111‑142.
[14] Heimbüchel: Neue Universität (wie Anm. 9), 127-129.
[15] Meuthen: Kleine Universitätsgeschichte (wie Anm. 8), 29.
[16] Meuthen: Kleine Universitätsgeschichte (wie Anm. 8), 29.
[17] Heimbüchel: Neue Universität (wie Anm. 9), 107.
[18] Heimbüchel: Neue Universität (wie Anm. 9), 108.
[19] Maya Stremke: Ferdinand Franz Wallraf und die Kölner Universität, in: Anne Bonnermann et al.: Zwischen antiquarischer Gelehrsamkeit und Aufklärung. Die Bibliothek des Kölner Universitätsrektors Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824), Köln 2006, 40-48, hier: 47.
[20] Meuthen: Kleine Universitätsgeschichte (wie Anm. 8), 30.
[21] Meuthen: Kleine Universitätsgeschichte (wie Anm. 8), 30.
[22] Heimbüchel: Neue Universität (wie Anm. 9), 273f.
[23] Meuthen: Kleine Universitätsgeschichte (wie Anm. 8), 31. Vgl. auch Heimbüchel: Neue Universität (wie Anm. 9), 275.
[24] Meuthen: Kleine Universitätsgeschichte (wie Anm. 8), 31.