Wallrafs Tod und seine Beerdigung
Lisa Jureczko
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Ferdinand Franz Wallraf starb am 18. März 1824 im Alter von 75 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalles, der sich schon am 17. November 1823 während einer Reise abgezeichnet und am 30. November 1823 zu einer Lähmung der rechten Körperhälfte geführt hatte.
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„Trauert, Kirche, Wissenschaft, und Kunst! trauert, Bürger Kölns! um das Hinscheiden des Hochwürdigen Hochgelehrten Herrn Ferdinand Franz Wallraf, […]. Ausgerüstet mit einem Reichtum von Kenntnissen, die er, bei vorzüglichen Natur-Anlagen, doch sonst ungünstigen Verhältnissen, nur durch eigenes Streben errungen, stand er da – beispiellos in seinem durch Mühen und Opfer jeder Art bethätigten Eifer für die geistige Schönheit, trachtend einzig in allen Stürmen der Zeit, zu retten und zu sammeln Schätze des Wissens und der Kunst aus der Vorzeit, zu fördern Schönes für Gegenwart und Zukunft. […].“
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Leonard Ennen beschreibt Wallrafs Aufbahrung und Bestattung im Jahre 1857 basierend auf Smets Erläuterungen aus dem Jahr 1825.
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Die Vorhalle beschreibt Ennen wie folgt: „Der geräumige Hausflur war […] auf das geschmackvollste zum Trauersaale umgewandelt worden. Die Vorhalle zeigte an der Decke eine beschwingte Sanduhr, welche mit den […] umgekehrten Lebensfackeln den Eintretenden sinnbildlich die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens verkündete. Die Seitenwände waren mit weißen Gewändern behängt, auf welchen, mit den Attributen zeitlicher Hinfälligkeit und den Abzeichen überirdischer Bestimmung abwechselnd, in Trauerfarbe die Namen berühmter Schriftsteller, Künstler und Alterthumsforscher der Vaterstadt nach der Zeitfolge geordnet zu lesen waren […]. Auf diese Weise trafen nun über dem Eingange zur Haupthalle die Namen der Zeitgenossen des Verklärten zusammen und schlossen an Wallraf's Sarge gleichsam den Gelehrtenkreis aus Kölns Vergangenheit.“
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Metaphorisch aufgeladen war auch der Schmuck der Haupthalle, in der sich Wallrafs Leichnam befand: „Nun gelangte man in die schwarz behängte, schauerlich ergreifende Haupthalle. […] Beim Eingange oder vielmehr auf der Rückwand sah man […] die auf die geistigen und Hauptbestimmungen des Verklärten sich beziehenden Gegenstände: Kelch, Eichenkranz und Palmenkrone, mit den Erklärungsworten: Religion, Bürgertugend, Gelehrsamkeit. Die in sieben Abtheilungen als Verzierung der linken Wand mit symbolischen Laubkränzen abwechselnden Attribute und ihre Inschriften bezeichneten die verschiedenen Fächer seines vielseitigen Wissens und seiner Leistungen. Es waren dies: die Gottesgelehrsamkeit, Weltweisheit, Naturgeschichte, Kräuter- und Alterthumskunde, Dichtkunst und Geschmacklehre. Rechts aber waren die vorzüglichsten Charaktereigenschaften Wallraf's versinnbildlicht: Keuschheit, Nüchternheit, Weisheit, Gerechtigkeit, Beharrlichkeit, Anstand und Sanftmuth.“
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Auch den Ablauf der Beerdigung beschreibt Ennen sehr detailliert: „Des Morgens um neun Uhr versammelten sich auf dem Rathhause die hohen Militär- und Civil-Behörden, die Lehrer und Zöglinge der beiden höheren Schulanstalten, die Freunde und Verehrer des Verstorbenen, die Künstler und Kunstfreunde. In stillem Trauerzuge begaben sie sich nach dem Sterbehause, um von hier, in der Begleitung der Geistlichkeit, der Verwandten und der Bruderschaften, die Leiche zur Domkirche zu begleiten. Nach beendigtem Trauergottesdienste wurden die verweslichen Reste des allverehrten Kölner Erzbürgers, begleitet von einer unabsehbaren, theilnahmvollen Volksmenge, zur letzten Ruhestätte auf den städtischen Friedhof gebracht.“
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Nach den Gebeten auf dem Melatenfriedhof öffnete man den Sarg nochmals. Zwei Freunde Wallrafs vollzogen eine letzte symbolische Abschiedsgeste, indem sie dem Verstorbenen einen Palmenzweig sowie eine Bleiplatte mit Name, Todes- und Geburtsdatum in den Sarg legten.
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Ennen bemerkt des Weiteren: „Nur ein einfacher Stein bedeckt bis jetzt das Grab“
Anmerkungen
Empfohlene Zitierweise
Lisa Jureczko, Wallrafs Tod und seine Beerdigung, aus: Gudrun Gersmann, Stefan Grohé (Hg.), Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) — Eine Spurensuche in Köln (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00001), in: mapublishing, 2016, Seitentitel: Wallrafs Tod (Datum des letzten Besuchs).