Ereignisgeschichte der französischen Zeit 1794-1814
Markus Jansen
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„A la voix du vainqueur d’Austerlitz l’empire d’Allemagne tombe“
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Zwanzig Jahre lang standen Köln und die deutschen Gebiete westlich des Rheins unter französischer Herrschaft. Die Hauptereignisse dieser Zeit vom Ausgreifen der Französischen Revolution bis zur Schlacht von Waterloo werden im Folgenden skizziert, um einen historischen Rahmen für die Aktivitäten Wallrafs und der Stadt Köln in jener Zeit zu schaffen.
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Ab 1789 stürzte die Revolution Frankreich in einen Strudel politischer und sozialer Umwälzungen. Die Totalität mit der sie die alte Ordnung Europas in Frage stellte, ließ einen Krieg unausweichlich werden.
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Während des sogenannten Ersten Koalitionskrieges 1792-1797 konnten Reichstruppen die Franzosen stellenweise zwar vom linken Rheinufer verdrängen, doch als die Nationalversammlung im August 1793 den Krieg per Levée en masse zu einem in diesen Ausmaßen bisher nie dagewesenen National- bzw. Volkskrieg umwandelte, wendete sich das Blatt. Quantitativ wie qualitativ überlegen zeigten sich die französischen Truppen rasch im Vorteil, auch da sie auf eine ganze Reihe fähiger Generäle bauen konnten, unter ihnen ein junger Korse namens Napoleon Bonaparte. 1794 kam das gesamte Gebiet westlich des Rheins von Kleve bis Koblenz in französische Hand und am 6. Oktober besetzten die französischen Truppen Köln. Im April 1795 zog sich Preußen im Frieden von Basel separat und einer Flucht gleichkommend aus dem Krieg zurück. Österreich erlitt in Oberitalien gegen Napoleon schwere Niederlagen und unterzeichnete im Oktober 1797 den Frieden von Campo Formio, in dem es die linksrheinischen Gebiete des Reiches Frankreich zuschlug, obwohl es rechtlich nicht dazu befähigt war.
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Für die endgültige Regelung des Friedens war der Rastatter Kongress vorgesehen. Dieser tagte von 1797 bis 1799, wurde jedoch nach Ausbruch des Zweiten Koalitionskrieges ergebnislos abgebrochen. England, Russland und Österreich zogen erneut gegen Frankreich. Napoleon war als Sohn und Erbe der Revolution mittlerweile zu dessen erstem Konsul emporgestiegen. Der Krieg endete besonders für Österreich und das Reich nach der Niederlage bei Marengo fatal, da der Friedensvertag von Lunéville vom 9. Februar 1801
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Der Rheinbund war eine Konföderation deutscher Staaten, dessen Schutz- und Garantiemacht Frankreich war. Unter seinen Mitgliedern befanden sich die Königreiche Bayern, Württemberg und Sachsen, das Großherzogtum Baden und die „napoleonischen Kunststaaten“
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Doch auch während dieser Zeit gingen die Kriege weiter. „Solange Napoleon siegte, blieben seine Friedensverträge nur Interimslösungen, siegte er nicht mehr, war seine Herrschaft in Frage gestellt. Sein Empire lebte von rastloser Expansion.“
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Im Vierten Koalitionskrieg 1806-1807 erlitt Preußen eine vernichtende Niederlage bei Jena und Auerstedt, nur fünf Tage nachdem es Frankreich den Krieg erklärt hatte. Der anschließende Frieden bedeutet sein vorläufiges Ausscheiden als Großmacht. Von den deutschen Staaten blieb nunmehr allein Österreich weitgehend unabhängig.
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Die Ordnung des nachrevolutionären und nachnapoleonischen Europas sollte auf dem Wiener Kongress 1814-1815 entschieden werden. Frankreich wurde auf seine Grenzen von 1792 reduziert und blieb Großmacht, die Kunststaaten wurden aufgelöst, während die Mittelstaaten bestehen blieben, die staatliche Organisation der deutschen Lande wurde im Deutschen Bund zusammengefasst und Preußens politischer Schwerpunkt wurde mit dem Erwerb des Rheinlands nach Deutschland hinein verlegt.
Anmerkungen
Empfohlene Zitierweise
Markus Jansen, Ereignisgeschichte der französischen Zeit 1794-1814, aus: Gudrun Gersmann, Stefan Grohé (Hg.), Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) — Eine Spurensuche in Köln (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00001), in: mapublishing, 2016, Seitentitel: Ereignisgeschichte der französischen Zeit (Datum des letzten Besuchs).