Wallraf-Rezeption im urbanen Raum – eine Bestandsaufnahme
Vanessa Skowronek
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Schon zu Lebzeiten wurde Ferdinand Franz Wallraf als erster und einziger Kölner mit dem Titel „Erzbürger“ der Stadt Köln geehrt. Seither sind fast 200 Jahre vergangen, doch sein Erbe prägt noch immer die Museumslandschaft Kölns. Unabhängig vom Fortbestand seiner Sammlung stellt sich die Frage, wie die Ehrungen und das Erinnern an den Kölner Erzbürger in städtischer Verantwortung umgesetzt worden sind, oder anders gefragt welche Rezeption Wallraf im urbanen Raum erfahren hat. Die Auswahl der unten aufgeführten Objekte folgt dem Merkmal der Öffentlichkeit: Berücksichtigung finden jene Elemente, deren Standort im öffentlichen Raum liegt und deren Finanzierung nicht privater Natur war, sondern durch das städtische Gemeinwesen oder eine öffentliche Gruppierung erfolgte.
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Der Wallrafplatz – Inmitten der Kölner Altstadt zwischen Kölner Dom und Hohe Straße liegt der Wallrafplatz. Auf Arnold Mercators (1537-1587) Stadtansicht von Köln aus dem Jahre 1571 ist an der Stelle des heutigen Platzes lediglich eine Kreuzung der folgenden vier aufeinander zulaufenden Straßen zu erkennen: „An der gulder Wagen“, „Voir der vetter hennen“, „Op hoigher smitten“ und „Am Howe“. Zu Lebzeiten Wallrafs befand sich dort die Dompropstei, die Wallraf als Wohnung diente. Rund fünf Jahre nach Wallrafs Tod wurde diese abgerissen, um Platz für einen Neubau des Domkapitulars zu schaffen.
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Das Relief am Reiterdenkmal auf dem Heumarkt – Das populäre Reiterdenkmal in der Kölner Innenstadt ist selbstredend in allererster Linie Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) gewidmet, dem preußischen König, der das Rheinland von der französischen Herrschaft „befreite“. Im Jahr 1855 beratschlagte ein Kölner Denkmalkomitee aus angesehenen Bürgern, die der Einladung des Kölner Oberbürgermeisters Hermann Joseph Strupp (1793-1870) gefolgt waren, über ein Denkmal für Friedrich Wilhelm III.
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Das Denkmal zeigt den Preußenkönig zu Pferde; den Sockel zieren 16 weitere Figuren.
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Das Denkmal „An der Rechtsschule“ – Am 10. April 1900 wurden vor dem damaligen Gebäude des Wallraf-Richartz-Museums, in dem heute das Museum für Angewandte Kunst untergebracht ist, die Skulpturen von Ferdinand Franz Wallraf und Johann Heinrich Richartz (1796-1861) feierlich enthüllt.
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Die Monumente zeigen Wallraf und Richartz als Sitzstatuen. Wallraf schlägt sein linkes Bein über das andere, die Gesichtszüge wirken ernst, seine Stirn ist in Falten gelegt. Wallraf ist anhand der umliegenden Attribute schnell als Sammler und Gelehrter zu erkennen: Sein rechter Arm stützt sich auf eine Sammelmappe (vermutlich für Graphiken), zu seinen Füßen liegen Bücher und Schriftrollen.
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Die Figur am Ratsturm – Der historische Ratsturm der Stadt Köln wird von einem Ensemble von Figuren geschmückt, zu denen auch eine Abbildung Wallrafs gehört. Die Figur wurde vom Bildhauer Johann Peter Schilling gefertigt und ist im zweiten Obergeschoss auf der Nordseite des Turmes angebracht.
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Da die Figur weit oben steht, sind die Proportionen an den Blick des untenstehenden Betrachters angepasst.
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Grabdenkmal (zerstört) – Ferdinand Franz Wallraf wurde auf dem maßgeblich von ihm gestalteten Melatenfriedhof bestattet. Das ursprüngliche Grabmal war „[n]ur ein einfacher Stein“.
Anmerkungen
Empfohlene Zitierweise
Vanessa Skowronek, Wallraf-Rezeption im urbanen Raum – eine Bestandsaufnahme, aus: Gudrun Gersmann, Stefan Grohé (Hg.), Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) — Eine Spurensuche in Köln (DOI: https://dx.doi.org/10.18716/map/00001), in: mapublishing, 2016, Seitentitel: Wallraf-Rezeption Bestandsaufnahme (Datum des letzten Besuchs).